Krebs und Covid-19 bei Erwachsenen

Prof. Dr. Katrin Radeloff

Prof. Dr. Kat­rin Radeloff.

Im Rah­men des Pro­jek­tes Coll­Pan des Netz­werks Uni­ver­si­täts­me­di­zin (NUM) wer­den, geför­dert vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF) (FKZ: 01KX2121), Kol­la­te­ral­ef­fek­te der Covid 19-Pan­­de­­mie unter­sucht. Das Teil­pro­jekt „Krebs und Covid-19 bei Erwach­se­nen“ soll Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie mit den damit ver­bun­de­nen Infek­ti­ons­schutz­maß­nah­men ermit­teln und Lösun­gen auf­zei­gen, um die Dia­gno­se, Behand­lung und Nach­sor­ge von Krebs­er­kran­kun­gen in künf­ti­gen Kri­sen­si­tua­tio­nen zu verbessern.

Die COVID-19-Pan­­de­­mie brach­te v.a. zu Beginn enor­me Her­aus­for­de­run­gen für die glo­ba­le Gesund­heits­ver­sor­gung mit sich, da rasch Kapa­zi­tä­ten für die Behand­lung von infi­zier­ten Pati­en­ten zur Ver­fü­gung gestellt wer­den muss­ten. Dies führ­te zu wesent­li­chen Ein­schrän­kun­gen in der Ver­sor­gung von Krebs­kran­ken, so auch von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten mit einer Krebs­er­kran­kung im Bereich des Kehl­kopfs, der Mund­höh­le oder des Rachens. Neben Ver­zö­ge­run­gen in der Dia­gnos­tik und Nach­sor­ge der Krebs­er­krank­ten war auch die psy­chi­sche Belas­tung durch die Kon­takt­be­schrän­kun­gen, Iso­la­ti­on und Sor­ge um die eige­ne Gesund­heit sehr hoch.

„Ver­zö­ge­run­gen in der Nach­sor­ge von HNO-Tumor­­pa­­ti­en­­ten wäh­rend der ers­ten Pan­de­mie­wel­le wur­den von fast jeder zwei­ten HNO-Kli­­nik in Deutsch­land fest­ge­stellt, etwa ein Drit­tel der Kli­ni­ken sah die Ein­hal­tung der gel­ten­den onko­lo­gi­schen Behand­lungs­stan­dards gefähr­det“, so Prof. Dr. Kat­rin Radel­off, Ober­ärz­tin an der Uni­­ver­­­si­­täts-HNO-Kli­­nik am Evan­ge­li­schen Kran­ken­haus. „In der Lite­ra­tur wird außer­dem ein Rück­gang der Erst­dia­gno­sen von bös­ar­ti­gen HNO-Tumo­­ren und auch der Tumor­ope­ra­tio­nen beschrie­ben. In Zukunft muss man daher auf sol­che Sze­na­ri­en bes­ser vor­be­rei­tet sein.“

Um die Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie und den Bedarf der Betrof­fe­nen zu ermit­teln, wird im Pro­jekt „Kol­la­te­ral­ef­fek­te bei Krebs­er­kran­kun­gen“, an dem auch Kolleg*innen der Uni­ver­si­täts­kli­ni­ken Bochum und Saar­land betei­ligt sind, zusam­men mit der Uni­­ver­­­si­­täts-HNO-Kli­­nik Würz­burg das Teil­pro­jekt „Kopf-Hals-Tumo­­ren“ bearbeitet.

„Die Infor­ma­tio­nen, die wir direkt von den Betrof­fe­nen erhal­ten, die­nen dazu, Lösun­gen zu ent­wi­ckeln, um in einer neu­en Kri­sen­si­tua­ti­on mög­li­che nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen zu ver­min­dern. Daher hof­fen wir, dass mög­lichst vie­le Krebs­pa­ti­en­tin­nen und -pati­en­ten mitmachen.“

Ein mög­li­cher Ansatz, um die Fest­stel­lung, Behand­lung und Nach­sor­ge von Krebs­er­kran­kun­gen in künf­ti­gen Kri­sen­si­tua­tio­nen zu ver­bes­sern, kön­nen digi­ta­le Anwen­dun­gen, kurz Apps, sein. Es ist daher geplant, eine Befra­gung von Pati­en­ten über die Coro­na Health App durch­zu­füh­ren. Die im Pro­jekt vor­ge­se­he­ne Umfra­ge wur­de von Prof. Dr. Rüdi­ger Pryss in Koope­ra­ti­on mit Prof. Dr. Syl­ke Zei­ßig vom Insti­tut für Kli­ni­sche Epi­de­mio­lo­gie und Bio­me­trie (IKE-B; Lei­tung Prof. Dr. Peter Heusch­mann) als Stu­die in die Coro­na Health App ein­ge­spielt und rich­tet sich an alle Krebs­kran­ken, nicht nur an Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten mit einem HNO-Tumor.

Netz­werk Uni­ver­si­täts­me­di­zin (NUM)

Im NUM füh­ren erst­ma­lig alle 36 deut­schen Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka gemein­sam gro­ße inter­­dis-zipli­­­nä­­re For­schungs­pro­jek­te durch. Gestar­tet ist das Netz­werk im Jahr 2020, um die CO-VID-19-For­­schung aller Uni­ver­si­täts­kli­ni­ka zu koor­di­nie­ren. Per­spek­ti­visch wird das NUM wei­te­re Erkran­kun­gen erfor­schen und mög­lichst vie­le Part­ner aus der medi­zi­ni­schen Wis-sen­­schaft, dem Gesund­heits­we­sen und der Gesell­schaft ein­bin­den. Im NUM geht es ins­­be-son­­de­­re um kli­nik­na­he For­schung, deren Ergeb­nis­se unmit­tel­bar die Ver­sor­gung der Pati-ent*innen unter­stüt­zen. Ein Schwer­punkt liegt auf der gemein­sa­men Erhe­bung und Nut-zung kom­ple­xer medi­zi­ni­scher For­schungs­da­ten. Dafür hat das Netz­werk For­­schungs­­in­f­ra-struk­­tu­­ren auf­ge­baut, mit denen es dazu bei­trägt, das deut­sche Gesund­heits­sys­tem auf zukünf­ti­ge Pan­de­mien und Kri­sen bes­ser vor­zu­be­rei­ten. Das NUM wird durch das Bun-des­­mi­­nis­­te­ri­um für Bil­dung und For­schung geför­dert und an der Cha­ri­té – Uni­­ver­­­si­­täts-medi­­zin Ber­lin koordiniert.

https://www.netzwerk-universitaetsmedizin.de

 

Chris­ti­an Goldmann
Pres­se­spre­cher

Ver­öf­fent­licht am 2. Novem­ber 2023