Otmar Busch­mann gibt nicht auf

Von links: Dr. Oli­ver Summ, Mar­ko Oje­mann, Mei­ke Busch­mann und Otmar Buschmann.

Für Otmar Busch­mann ist der 3. Okto­ber 2022 kein guter Tag gewe­sen. Das Leben des 68 Jah­re alten Man­nes ver­än­der­te sich schlag­ar­tig. Nachts gegen halb drei woll­te er die Toi­let­te auf­su­chen, kam dabei ins Stol­pern und stürz­te die Trep­pe hin­un­ter. Bis jetzt kämpft der in Jade leben­de Rent­ner mit den Fol­gen die­ses Ereignisses.

„Ich hör­te einen lau­ten Knall, der mich sofort weck­te“, erin­nert sich sei­ne Frau Mei­ke Busch­mann an die fol­gen­schwe­re Nacht zurück. „Ich sprang sofort auf, sah ihn unten vor der Trep­pe lie­gen. Er konn­te sich nicht mehr bewe­gen und auch nicht mehr spre­chen. Aber die Augen waren geöff­net.“ Mei­ke Busch­mann alar­mier­te sofort den Ret­tungs­wa­gen, der ihn in die Not­auf­nah­me des Evan­ge­li­schen Kran­ken­hau­ses nach Olden­burg brachte.

Dort wur­de fol­gen­de Dia­gno­se fest­ge­stellt: Schwers­tes Schä­del­hirn­trau­ma drit­ten Gra­des mit mul­ti­plen Schä­del­brü­chen und meh­re­ren im Kopf befind­li­chen Blu­tun­gen. Otmar Busch­mann muss­te intu­biert und künst­lich beatmet wer­den. Nach einer Gan­z­­kö­­per-Com­­pu­­ter­­to­­mo­­gra­­phie wur­de das gesam­te Aus­maß des Schä­del­hirn­trau­mas deut­lich. Fer­ner wur­den noch Ver­let­zun­gen an der Hals­wir­bel­säu­le fest­ge­stellt, und auch im Bereich des Brust­korbs war es zu Brü­chen gekom­men. Der gesund­heit­li­che Zustand des ehe­ma­li­gen Lok­füh­rers war sehr kri­tisch, sein Leben war bedroht.

Zunächst muss­ten die Exper­ten der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Neu­ro­chir­ur­gie tätig wer­den. Auf der rech­ten Sei­te wur­de die Schä­del­de­cke geöff­net, um die Blu­tun­gen zu stil­len und um dem Gehirn den nöti­gen Platz für die post­trau­ma­ti­sche Schwel­lung zu geben. Was folg­te, war ein lan­ger inten­siv­me­di­zi­ni­scher Pro­zess. Immer wie­der galt es zudem, Wun­den zu ver­sor­gen. Das Her­z­­k­reis­lauf- und das Atmungs­sys­tem sta­bi­li­sier­ten sich schnell. Die Ent­wöh­nung vom Beatmungs­ge­rät gelingt nur zöger­lich. Auch heu­te benö­tigt er es noch.

Der Gene­sungs­pro­zess von Otmar Busch­mann zog sich sehr lan­ge hin. Bis zum 14. Sep­tem­ber 2023 blieb Otmar Busch­mann Pati­ent auf der Sta­ti­on 34 im Evan­ge­li­schen Kran­ken­haus. Anschlie­ßend wech­sel­te er in die Inten­siv­pfle­ge­kli­nik Immer­da, die ihren Sitz im Olden­bur­ger August Car­rée direkt gegen­über vom Evan­ge­li­schen Kran­ken­haus hat. Dort blieb er bis zum 30. April 2024. Erst dann ging es für ihn nach Hau­se. Fast 17 Mona­te war er in sta­tio­nä­rer Behand­lung gewe­sen. Die Wochen lang war er kaum erweck­bar, was die The­ra­pie­zu­gäng­lich­keit stark ein­schränk­te. Ein gro­ßes Pro­blem war sei­ne Schluck­stö­rung, eine erschüt­te­rungs­be­ding­te Neben­wir­kung des Stammhirns.

Zu sei­nen wich­tigs­ten behan­del­ten Ärz­ten gehör­ten PD Dr. Oli­ver Summ, Fach­arzt für Neu­ro­lo­gie sowie Lei­ten­der Arzt der Kli­nik für Neu­ro­lo­gi­sche Inten­siv­me­di­zin und Früh­re­ha­bi­li­ta­ti­on, und der Ober­arzt Mar­ko Oje­mann, Fach­arzt für Neu­ro­chir­ur­gie. Bei­de küm­mer­ten sich sehr inten­siv um den Pati­en­ten. Unter­stüt­zung beka­men sie von vie­len Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus der glei­chen Kli­nik sowie von Mit­ar­bei­ten­den aus der Anäs­the­sio­lo­gi­schen Inten­siv­me­di­zin, der Kli­ni­ken für Plas­ti­sche Chir­ur­gie, der Hals-Ohren­heil­­kun­­de und der Inne­ren Medi­zin sowie von kar­dio­lo­gi­schen und gas­tro­en­te­ro­lo­gi­schen Exper­ten und von medi­zi­ni­schem Fach­kräf­ten aus der Kli­nik für All­­ge­­mein- und Vis­ze­ral­chir­ur­gie aus dem Pius-Hos­pi­­tal. Einen gro­ßen Teil der reha­bi­li­ta­ti­ven Behand­lung und auch Zuwen­dung leis­te­ten dar­über hin­aus das Pfle­ge­per­so­nal der Sta­ti­on 34 sowie The­ra­peu­ten aus ver­schie­dens­ten Fachrichtungen.

„Herr Busch­mann muss­te einen sehr lan­gen Pro­zess durch­ma­chen. Nur in klei­nen Schrit­ten ver­bes­ser­te sich sein Zustand“, blick­te Oli­ver Summ zurück. „Er hat gro­ße Aus­dau­er bewie­sen.“ „Und manch­mal gab es auch wie­der Rück­schlä­ge, doch die­se wur­den über­wun­den“, ergänzt sein Kol­le­ge Mar­ko Ojemann.

„Für uns war die­ser Unfall ein schwe­rer Schick­sals­schlag, der alles ver­än­der­te. Für mich war es sehr schlimm, mei­nen Mann in die­sem schlim­men Zustand zu sehen. Aber Otmar und ich haben gekämpft und nicht auf­ge­ben“, sagt Mei­ke Busch­mann mit einem leich­ten Beben in der Stim­me. Es ist ihr anzu­mer­ken, wie viel Kraft sie das Lei­den ihres Man­nes gekos­tet hat. „Zum Glück stan­den wir nicht allei­ne da. Wir beka­men Unter­stüt­zung – von Otmars Schwes­ter und ihrem Mann.“

Mei­ke Busch­mann fuhr jeden Tag von Jade nach Olden­burg, um ihren Mann zu besu­chen: „Glück­li­cher­wei­se war ich gera­de beren­tet wor­den“, berich­tet die heu­te 65-Jäh­ri­­ge. Bei­de Busch­manns muss­ten sich lan­ge gedul­den, bis sich Otmars Zustand ver­bes­ser­te. Doch lang­sam, aber ste­tig ver­bes­ser­te sich die Situa­ti­on des Patienten.

Inzwi­schen kann Otmar Busch­mann wie­der lau­fen. „Wir kön­nen auch wie­der Kar­ten spie­len, eine Sache, die Otmar sehr liebt“, freut sich Mei­ke Busch­mann. „Auch das Kaf­fee­trin­ken ist wie­der mög­lich.“ „Im Som­mer wird er auch das ein oder ande­re Eis zu sich neh­men kön­nen“, zeigt sich Mar­ko Oje­mann opti­mis­tisch. Daheim bekommt Mei­ke Busch­mann Unter­stüt­zung von einem häus­li­chen Pfle­ge­dienst, und natür­lich ist ihr Mann nach wie vor auf jede Men­ge ambu­lan­te Hil­fe angewiesen.

Vor weni­gen Wochen erhiel­ten Summ und Oje­mann Besuch in ihrer Kli­nik. Die Busch­manns waren vor­bei­ge­kom­men. Es gab einen net­ten Aus­tausch, und die bei­den Medi­zi­ner freu­ten sich, wel­che Fort­schrit­te der Mann gemacht hat­te. „Für uns ist es toll, einen Men­schen zu sehen, der solch eine Viel­zahl an schwe­ren Trau­ma­ta erlit­ten hat und dann nach vie­len Mona­ten auf sei­nen eige­nen Bei­nen wie­der auf unse­re Sta­ti­on kommt. Bei allem Unglück, dass Herrn Busch­mann ereilt hat, ist das eine tol­le Ent­wick­lung“, fasst Oli­ver Summ zusammen.

Im Moment befin­det sich noch eine Tra­che­al­ka­nü­le im Hals von Otmar Busch­mann, die der Beatmung dient. Auch das Spre­chen fällt ihm sehr schwer und ist im Moment kaum ver­ständ­lich. „Aber auch das kann sich im Lau­fe der wei­te­ren Gene­sung noch ver­bes­sern. Ich hof­fe, dass Herr Busch­mann bald auch ohne Kanü­le wei­ter­le­ben kann“, gibt Oli­ver Summ eine posi­ti­ve Pro­gno­se. Genau­so sieht es sein Kol­le­ge Mar­ko Oje­mann. Den medi­zi­ni­schen Erfolg schrei­ben die Ärz­te dem gesam­ten Team zu, wel­ches sich um Otmar Busch­mann geküm­mert hat. Mar­ko Oje­mann sagt abschlie­ßend: „Eine erfolg­rei­che neu­ro­lo­gi­sche Früh­re­ha­bi­li­ta­ti­on kann mei­ner Mei­nung nach nur in einem Schwer­punkt­kran­ken­haus mit einer gro­ßen Viel­falt an inter­dis­zi­pli­nä­rer Exper­ti­se erfolg­reich sein. Herr Busch­mann ist ein Bei­spiel dafür, dass sich nahe­zu jeder Mit­ar­bei­ter die­ses Hau­ses am Fort­kom­men im Reh­a­pro­zess und im Zurück­kom­mens ins All­tags­le­ben ver­dient gemacht hat. An die­ser Stel­le gilt noch ein­mal ein herz­li­cher Dank an alle.“

Chris­ti­an Goldmann
Pres­se­spre­cher

Ver­öf­fent­licht am 2. Juli 2024