HPV-Impfung schützt auch vor Krebs im Kopf-Hals-Bereich

Kopf als Symbol für Kopf-Hals-Tumore

Infotag im Core am 19. September / Infowoche mit Expertenlunch vom 15. bis 19. September

Eine oft übersehene Gefahr und wie man sich schützen kann

Das Bild von Krebs im Kopf-Hals-Bereich hat sich stark gewandelt. Früher trat er meist bei älteren Menschen auf, die viel rauchten oder Alkohol tranken. Heute sehen Ärzte immer mehr junge Patienten ohne diese Risiken. Ein Grund: Viren, genauer gesagt das Humane Papillomavirus (HPV). Diese Viren kennt man als Auslöser von Krebs am Gebärmutterhals. Doch sie stecken auch hinter vielen Fällen von Krebs im Mund- und Rachenraum.

Impfung in der Kindheit schützt vor Krebs im Erwachsenenalter

„Viele wissen es nicht: Mit der HPV-Impfung könnten wir etwa ein Drittel aller Kopf-Hals-Krebsfälle verhindern“, sagt Dr. Axel Rühl. Er ist HNO-Arzt und spezialisierter Tumorchirurg am Evangelischen Krankenhaus Oldenburg. „Wir sehen mit Sorge, wie diese Art von Krebs zunimmt. Vor allem im Rachen treten mehr Fälle auf.“

Die Forschung zeigt klare Ergebnisse. Studien der letzten zehn Jahre belegen: Die HPV-Impfung senkt das Risiko für die Entwicklung eines HPV-assoziierten Kopf-Hals-Krebs um das bis zu 19-fache. „Das heißt: Wenn wir unsere Kinder heute impfen, schützen wir sie vor Krebs, der erst Jahrzehnte später auftreten würde“, erklärt Dr. Rühl. „Eltern haben hier die Chance, ihre Kinder vor einer schweren Krankheit zu bewahren. Sie sollten beim nächsten Termin ihren Kinderarzt direkt auf die HPV-Impfung ansprechen.“

Zahlen und Hoffnung

Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 17.000 Menschen an Krebs im Kopf-Hals-Bereich. Der Anteil der HPV-bedingten Fälle steigt ständig. Bei Rachenkrebs liegt er in manchen westlichen Ländern schon bei 70 Prozent.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Krebs, der durch HPV entsteht, spricht oft besser auf Therapien an. „Wenn man ihn früh erkennt, liegen die Heilungschancen bei 82 bis 90 Prozent“, sagt Dr. Sabine Kramer. Sie ist Ärztin für Stimm-, Schluck- und Sprechstörungen und HNO am Evangelischen Krankenhaus. „Darum ist es so wichtig, diese Art von Krebs früh zu erkennen.“

Frühe Warnzeichen beachten

Die Früherkennung ist nicht einfach, weil die ersten Anzeichen oft harmlos wirken. Probleme beim Schlucken, andauernde Heiserkeit oder Wunden im Mund, die nicht heilen, werden oft nicht ernst genommen.

„Merken Sie sich die 1-für-3-Regel“, rät Dr. Rühl. „Wenn eines dieser Symptome länger als drei Wochen bleibt, gehen Sie zum HNO-Arzt.“

Es gibt heute gute Tests, um HPV im Gewebe zu finden. „Mit diesen Tests können wir die Behandlung besser planen und die Heilungschancen besser einschätzen“, erklärt Dr. Rühl.

Impfung als wichtigste Vorbeugung

Die HPV-Impfung schützt nicht nur vor Krebs am Gebärmutterhals, sondern auch vor Krebs im Kopf-Hals-Bereich. Die Ständige Impfkommission empfiehlt sie für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Bis zum Alter von 18 Jahren kann man die Impfung nachholen.

„Deutschland liegt bei den Impfraten leider zurück“, bedauert Dr. Kramer. „In Ländern wie Australien oder Schweden sind über 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen geimpft. Bei uns sind es nur 50 Prozent der Mädchen und 25 Prozent der Jungen.“

Dr. Kramer appelliert an die Eltern: „Sprechen Sie mit dem Kinderarzt über die HPV-Impfung – für Mädchen und Jungen gleichermaßen. Die Impfung wird von den Krankenkassen bezahlt und ist gut verträglich. Sie können damit heute aktiv dazu beitragen, dass Ihre Kinder später keinen HPV-bedingten Krebs bekommen. Es ist eine einfache Maßnahme mit großer Wirkung.“

Teamarbeit für die beste Therapie

Die Behandlung bei Kopf-Hals-Krebs hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Neben Operation, Bestrahlung und Chemotherapie gibt es jetzt auch neue Ansätze, die das Immunsystem stärken.

„Kopf-Hals-Tumoren sollten unbedingt in spezialisierten Zentren behandelt werden“, betont Dr. Rühl. „Nur dort gibt es das nötige Fachwissen und die Erfahrung für diese komplexen Fälle.“

Dr. Kramer ergänzt: „Der Schlüssel zum Erfolg ist die Zusammenarbeit verschiedener Fachärzte. Bei uns arbeiten HNO-Ärzte, Strahlentherapeuten, Onkologen, Radiologen und Spezialisten für Stimm- und Schluckstörungen Hand in Hand. Jeder Patient wird in unserer Tumorkonferenz besprochen. So finden wir für jeden die beste Lösung.“

Diese teamübergreifende Arbeit macht den Unterschied. „Nur wenn alle Experten ihr Wissen einbringen, können wir die Heilungschancen maximieren und zugleich wichtige Funktionen erhalten“, sagt Dr. Rühl. „In nicht-spezialisierten Kliniken fehlt oft dieser umfassende Blick.“

„Bei HPV-bedingtem Krebs können wir oft milder behandeln“, erklärt Dr. Kramer. „Das führt zu weniger Nebenwirkungen und mehr Lebensqualität. Als Ärztin für Stimm- und Sprachstörungen achte ich besonders darauf, dass Sprechen und Schlucken möglichst gut erhalten bleiben.“

Sie fügt hinzu: „Wenn wir früh mit der Betreuung beginnen, können wir viele Probleme vermeiden. Mit gezielten Übungen helfen wir den Patienten, in ihren Alltag zurückzufinden.“

Gemeinsame Aufgabe

Experten sehen die Aufklärung über HPV und Krebs als Aufgabe für die ganze Gesellschaft. „Hier haben wir einen Krebs, den wir durch Impfung stark eindämmen könnten“, betont Dr. Rühl. „Diese Chance sollten wir nutzen.“

Neben der Impfung helfen auch der Verzicht auf Rauchen und zu viel Alkohol sowie regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt und HNO-Arzt.

„Es geht darum, dass mehr Menschen Bescheid wissen“, fasst Dr. Kramer zusammen. „Mit dem Wissen über HPV und Krebs im Kopf-Hals-Bereich können wir diese Krankheit zurückdrängen und durch Früherkennung den Verlauf der Erkrankung bei Betroffenen verbessern. Der wirksamste Schutz beginnt aber schon im Kindes- und Jugendalter mit der HPV-Impfung.“

HPV-Impfung – Schutz vor Krebs

  • Die HPV-Impfung wird für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen
  • Nachholimpfungen sind bis zum 18. Geburtstag möglich
  • Die Kosten werden von allen Krankenkassen übernommen
  • Kinderärzte können die Impfung durchführen – fragen Sie beim nächsten Termin danach
  • Zwei Impfdosen im Abstand von mindestens sechs Monaten reichen für einen guten Schutz
  • Die Impfung ist gut verträglich
  • Studien zeigen: Die Impfung senkt das Krebsrisiko deutlich

Die europäische make-sense-Kampagne in Oldenburg

Im Rahmen der internationalen make-sense-Kampagne zur Aufklärung über Kopf-Hals-Krebs finden in Oldenburg zwei Infoveranstaltungen statt:

  • 15.-19. September 2025: Infowoche in der Cafeteria des Evangelischen Krankenhauses Oldenburg mit täglichem „Expertenlunch“ (12-13 Uhr), Infomaterial und speziellen Gerichten aus dem make-sense-Kochbuch
  • 19. September 2025, 12-14 Uhr: Infotag im CORE Oldenburg (Heiligengeiststraße 6-8) mit Infoständen zu HPV-Impfung, Früherkennung und Behandlung im Foodcourt

Mehr Informationen: www.aufklaerung-kopf-hals-krebs.de

Die 1-für-3-Regel zur Früherkennung

Gehen Sie zum Arzt, wenn eines dieser Anzeichen länger als drei Wochen anhält:

  • Andauernde Heiserkeit
  • Schluckprobleme oder Fremdkörpergefühl im Hals
  • Wunden im Mund oder Rachen, die nicht heilen
  • Knoten oder Schwellungen am Hals
  • Einseitig verstopfte Nase oder häufiges Nasenbluten
  • Anhaltende Ohrenschmerzen ohne klaren Grund

Je früher der Arzt den Krebs findet, desto besser sind die Heilungschancen (80-90%).

Christian Goldmann
Pressesprecher

Veröffentlicht am 22. August 2025