Neu­ro­chir­ur­gie

Die Uni­ver­si­täts­kli­nik für Neu­ro­chir­ur­gie am Evan­ge­li­schen Kran­ken­haus Olden­burg ver­eint die Abtei­lun­gen Kopf- und Ner­ven­chir­ur­gie mit spe­zi­el­ler Neu­ro­chir­ur­gi­scher Inten­siv­me­di­zin sowie die Wirbelsäulenchirurgie.

Die neu­ro­chir­ur­gi­sche For­schung an der Carl-von-Ossietz­ky Uni­ver­si­tät Olden­burg ist dabei eng mit der kli­ni­schen Arbeit ver­zahnt und umfasst sowohl kli­ni­sche For­schungs­pro­jek­te als auch expe­ri­men­tel­le Arbei­ten mit hohem trans­la­tio­na­len Anspruch.

Prof. Dr. med. Johan­nes Woitzik
Fach­arzt für Neurochirurgie
Direk­tor der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Neurochirurgie

For­schung

Cor­ti­cal Spre­a­ding Depo­la­riza­ti­ons (CSDs) wur­den das ers­te Mal 1944 von dem bra­si­lia­ni­schen Neu­ro­phy­sio­lo­gen Leão beschrie­ben und bezeich­nen eine sich aus­brei­ten­de neu­ro­na­le- und glia­le Mas­sen­de­po­la­ri­sa­ti­on, wel­che mit einem Zusam­men­bruch des Ionen­kon­zen­tra­ti­ons­gra­di­en­ten und einem zeit­wei­sen Ver­lust der elek­tri­schen Akti­vi­tät ein­her­geht. Die­se Mas­sen­de­po­la­ri­sa­ti­on brei­tet sich in Form einer lang­sa­men Wel­le über den Kor­tex aus. Die Wie­der­her­stel­lung des Mem­bran­po­ten­ti­als ist per­fu­si­ons- und ener­gie­ab­hän­gig. Daher sind CSDs nor­ma­ler­wei­se an eine Gefäß­di­la­ta­ti­on und Per­fu­si­ons­zu­nah­me gekop­pelt. In meta­bo­lisch beein­träch­tig­tem Gewe­be kann die nor­ma­le hämo­dy­na­mi­sche Kopp­lung gestört sein. Die­se inver­se vas­ku­lä­re Kopp­lung kann zu einer pro­gres­si­ven Zell­schä­di­gung füh­ren. Expe­ri­men­tell tra­gen CSDs daher signi­fi­kant zu sekun­dä­ren Hirn­schä­di­gun­gen bei ver­schie­de­nen zere­bra­len Patho­lo­gien bei.

Kli­nisch konn­ten CSDs erst­ma­lig 2004 durch eine ver­bes­ser­te, direkt sub­du­ra­le Ableit­tech­nik in robus­ter Form nach­ge­wie­sen wer­den. In den letz­ten Jah­ren konn­te gezeigt wer­den, dass CSDs in hoher Inzi­denz bei Patient*innen mit Schä­del-Hirn-Trau­ma, aneu­rys­ma­ti­scher Sub­arach­no­idal­blu­tung, intra­ze­re­bra­len Blu­tun­gen und mali­gnem Schlag­an­fall auf­tre­ten. Vor allem die inver­se Blut­fluss­kopp­lung der CSDs kann hier signi­fi­kant zur sekun­dä­ren Hirn­schä­di­gung beitragen.

Ein For­schungs­schwer­punkt ist daher das Detek­tie­ren von CSDs in Patient*innen mit ver­schie­de­nen zere­bra­len Patho­lo­gien (aku­te sub­arach­no­ida­le Blu­tung, Schä­del-Hirn-Trau­ma etc.) und die Erfor­schung des Poten­ti­als von CSDs als Online-Bio­mar­ker zur Anpas­sung und Opti­mie­rung von The­ra­pie­kon­zep­ten. Dabei kommt vor­nehm­lich die kon­ti­nu­ier­li­che, bett­sei­ti­ge Elek­tro­kor­ti­ko­gra­phie zum Einsatz.

Neben der kli­ni­schen Erfor­schung von CSDs ist die tier­ex­pe­ri­men­tel­le Erfor­schung von CSDs ein wei­te­rer For­schungs­schwer­punkt. Dabei ist für uns die Rol­le von wie­der­holt auf­tre­ten­den CSDs bei expe­ri­men­tel­ler chro­ni­scher Ischä­mie über einen lan­gen Zeit­raum von beson­de­rem Inter­es­se. Im Gegen­satz zu bis­he­ri­gen expe­ri­men­tel­len Arbei­ten, kann so die kli­ni­sche Situa­ti­on, in der CSDs häu­fig deut­lich zeit­ver­zö­gert gemes­sen wer­den (mehr als 24h nach Sym­ptom­be­ginn), abge­bil­det wer­den. Ziel der For­schung ist das Ver­ständ­nis des Ein­flus­ses von CSDs auf Arte­rio­ge­ne­se, Neu­ro­ge­ne­se und Infarkt­pro­gres­si­on. Metho­disch kom­men dabei unter ande­rem elek­tro­phy­sio­lo­gi­sche, opto­ge­ne­ti­sche und his­to­lo­gi­sche Ver­fah­ren zum Einsatz.

Die Mes­sung der Ober­flä­chen­durch­blu­tung des Kor­tex wäh­rend neu­ro­chir­ur­gi­scher Ein­grif­fe ist von gro­ßer Bedeu­tung, jedoch gibt es bis­her dafür noch kein rou­ti­ne­mä­ßig eta­blier­tes Ver­fah­ren. Ein viel­ver­spre­chen­des Ver­fah­ren ist die Laser Speck­le Bild­ge­bung (LSI). Die­ses Ver­fah­ren bie­tet die Mög­lich­keit mit einer nicht-inva­siv, hohen zeit­li­chen sowie räum­li­chen Auf­lö­sung kon­ti­nu­ier­li­che Blut­fluss­ver­än­de­rung zu messen.

Es konn­te bereits gezeigt wer­den, dass intra­ope­ra­ti­ves LSI bei einem brei­ten Spek­trum an neu­ro­chir­ur­gi­schen Erkran­kungs­bil­dern (Tumor-, Schlag­an­fall-, Aneu­rys­ma- und Bypass-Patient*innen) ein­fach, zuver­läs­sig und sicher ein­ge­setzt wer­den kann.
Neben dem Ziel, die rou­ti­ne­mä­ßi­ge, intra­ope­ra­ti­ve LSI in den neu­ro­chir­ur­gi­schen All­tag zu inte­grie­ren, liegt ein zwei­ter Anwen­dungs­schwer­punkt in der kli­ni­schen Erfor­schung zere­bra­ler Auto­re­gu­la­ti­ons­stö­run­gen. Unter der zere­bra­len Auto­re­gu­la­ti­on ver­steht man einen Mecha­nis­mus, der Ver­än­de­run­gen der zere­bra­len Durch­blu­tung bei Ver­än­de­run­gen des zere­bra­len Per­fu­si­ons­drucks mög­lichst klein hält. Der Ein­fluss von Auto­re­gu­la­ti­ons­stö­run­gen auf neu­ro­chir­ur­gi­sche Krank­heits­bil­der bzw. nach neu­ro­chir­ur­gi­schen Inter­ven­tio­nen ist jedoch nicht hin­rei­chend geklärt und soll daher mit­tels LSI erforscht werden.

Ein For­schungs­schwer­punkt in die­sem Bereich ist die Opti­mie­rung der Resek­ti­ons­ra­te bei Glio­blas­tom Patient*innen. Bei die­sen Patient*innen ist eine kom­plet­te Resek­ti­on des Tumor­ge­we­bes von ent­schei­den­der Bedeu­tung für den Behand­lungs­er­folg. In unse­re Kli­nik wird ein neu­ar­ti­ges Kon­zept erprobt, in der neben dem Haupt­op­e­ra­teur ein zwei­ter erfah­re­ner Neu­ro­chir­urg das Resek­ti­ons­er­geb­nis vor Schlie­ßung des Ope­ra­ti­ons­si­tus sys­te­ma­tisch kon­trol­liert und gege­be­nen­falls nach­res­e­ziert. So soll eine opti­ma­le Behand­lung der Patient*innen gewähr­leis­tet wer­den. Metho­disch kommt hier­bei unter ande­rem die mono­me­tri­sche Bestim­mung von Tumor­rest­vo­lu­men sowie die his­to­lo­gi­sche Ana­ly­se des ent­nom­me­nen Tumor­ge­we­be zum Einsatz.

Mitarbeiter*Innen

Direk­tor:

Prof. Dr. med. Johan­nes Woit­zik (Johannes.woitzik@evangelischeskrankenhaus.de; 0441 236 422)

Sekre­ta­ri­at:

Eve­lyn Buch­holz (evelyn.buchholz@evangelischeskrankenhaus.de; 0441 236 9350)

Labor­lei­tung:

Dr. Patrick Dömer (patrick.doemer@uni-oldenburg.de; 0441 798 3288)

Wis­sen­schaft­li­che Mitarbeiter:

Dr. Sime­on Hel­gers (Simeon.helgers@uni-oldenburg.de; 0441 798 3288)

Anni­ka Köh­ne (Annika.koehne@uni-oldenburg.de; 0441 798 3685)

Bet­ti­na Kewitz (Bettina.kewitz@uni-oldenburg.de; 0441 798 3288)

Leh­re

Die Lehr­tä­tig­keit der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Neu­ro­chir­ur­gie umfasst das gesam­te Spek­trum neu­ro­chir­ur­gi­scher Krank­heits­bil­der von Dia­gnos­tik bis zur The­ra­pie. Neben Vor­le­sun­gen gehö­ren Patient*innenkollegs, Pro­blem­lö­se­vor­le­sun­gen sowie fach­spe­zi­fi­sche Kon­sul­ta­tio­nen zum Port­fo­lio des Lehr­an­ge­bots. Neben der Ver­mitt­lung von theo­re­ti­schem Wis­sen liegt ein Schwer­punkt auf der Leh­re von kli­nisch-prak­ti­schen Fer­tig­kei­ten im Rah­men eines Unter­su­chungs­kurs Rücken und eines Operationspraktikums.

Wei­ter sind Abschluss­ar­bei­ten (wie z.B. Mas­ter­ar­bei­ten, Dok­tor­ar­bei­ten) und For­schungs­ar­bei­ten (z.B. im Rah­men des Lon­gi­tu­di­na­len For­schungs­ku­ri­ku­l­ums im Human­me­di­zin­stu­di­um) im Bereich der kli­ni­schen als auch Grund­la­gen­for­schung Teil unse­res Lehr­an­ge­bots. Bei Inter­es­se neh­men Sie bit­te Kon­takt mit uns auf.

Pati­en­ten­in­for­ma­tio­nen zur Uni­ver­si­täts­kli­nik für Neurochirurgie