Universitätsklinik für Neurochirurgie
Schädelbasischirurgie
Die Schädelbasis stellt den unterhalb des Gehirns liegenden Teil des Schädelknochens dar. Durch die Schädelbasis treten Hirnnerven, hirnversorgende Gefäße sowie der Hirnstamm als Verbindung zum Rückenmark hindurch, was bei Eingriffen die besondere Expertise der Operateure erfordert. Das Operationsgebiet erstreckt sich von der angrenzenden Orbita über die vordere, mittlere und hintere Schädelgrube bis zum Übergang in die Halswirbelsäule. Um die oft schwer zugänglichen Bereiche optimal darzustellen, kommen neben dem Operationsmikroskop routinemäßig die Neuronavigation und das elektrophysiologische Monitoring der Hirnnerven zum Einsatz. Unerlässlich ist außerdem die sorgfältige Planung und Vorbereitung der Operation. Um eine optimale Behandlung zu ermöglichen, erfolgt gegebenenfalls eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Abteilung für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder Augenheilkunde. Das Spektrum der Schädelbasischirurgie ist ebenso vielfältig wie spezifisch.
Tumoren im Bereich der Schädelbasis
In den meisten Fällen handelt es sich bei Wachstumsprozessen an der Schädelbasis um gutartige Tumore. Die Neubildungen können von verschiedenen Strukturen ausgehen, weshalb die Symptomatik vielfältig ist und von Kopfschmerzen über Seh- und Hörstörungen bis hin zu Übelkeit und Erbrechen reichen kann. Je nach Ursprung unterscheidet man Meningeome der Hirnhaut, Neurinome/Schwannome der Hirnnerven zb. das Akustikusneurinom und Chordome/Chondrosarkome des Schädelknochens. Die Hypophysentumore stellen bei uns einen eigenen Kompetenzbereich dar (siehe Hypophysenchirurgie). Kann ein Tumor aufgrund seiner Lokalisation trotz optimaler Operationstechnik nicht vollständig entfernt werden, ist je nach Tumorentität eine Nachbehandlung durch Spezialisten der Strahlentherapie erforderlich.
Verletzungen der Schädelbasis
Durch traumatische Ereignisse (häufig Verkehrsunfälle) kann es zu Kopfverletzungen bis hin zum Schädelbasisbruch kommen. Hinweis darauf kann der Austritt von Blut und Gehirnflüssigkeit (Liquor) aus dem Ohr oder der Nase sein. Meist geht das Trauma zudem mit einer Bewusstseinsstörung einher und kann von Verletzungen von Gefäßen oder Hirnnerven begleitet sein. Die operative Versorgung dient der Entlastung eingeklemmter Strukturen, Nähung der harten Hirnhaut und Deckung des knöchernen Defekts mit körpereigenem Material oder kleinen Metallplatten.
Gefäßassoziierte Erkrankungen der Schädelbasis
Die großen gehirnversorgenden Arterien haben ihren Ursprung an der Gehirnbasis unterhalb des Gehirns und liegen damit in enger räumlicher Beziehung zur Schädelbasis. Von diesem Gefäßring gehen die Mehrheit der Aneurysmen aus, sogenannte Aussackungen von Gefäßwänden. Rupturiert ein solches Aneurysma ist der Verschluss des Gefäßes und damit ein hochpräzises operatives Vorgehen notwendig.
Ein Eingriff an Gefäßen in der hinteren Schädelgrube ist erforderlich, wenn ein Patient an einer Trigeminusneuralgie leidet und die medikamentöse Therapie nicht wirksam ist. Ursächlich ist hier meist ein Gefäß des Kleinhirns, das durch den pulsierenden Blutfluss zur Reizung des Trigeminus-Nervs (V.Hirnnerv) und den typischen elektrisierenden, einschießenden Gesichtsschmerzen führt. Um diesen Kontakt zu unterbinden, wird ein Teflonpolster zwischen Gefäß und Nerv eingelegt (Verfahren nach Janetta). Diese Operation wird nach sorgfältiger Indikationsstellung von erfahrenen Neurochirurgen durchgeführt und ist in weit über 90% der Fälle erfolgreich.