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EV125 Jubiläum – 1890 bis 2015

Ausbildung auf dem Weg – 100 Jahre Ausbildung am Evangelischen Krankenhaus Oldenburg
100 Jahre Ausbildung am Evangelischen Krankenhaus Oldenburg. Bereits 1913, in einem Jahr, in dem eine staatliche Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege noch in den Kinderschuhen steckte, machten sich die Diakonissen in Oldenburg auf, um die Schwestern, die im Evangelischen Krankenhaus eingesetzt waren, auf ihren Dienst an den Kranken vorzubereiten. Die Medizin fing damals an, zu boomen, Fortschritte sorgten für bessere Behandlungserfolge. Hierfür wurde aber auch gutes Pflegepersonal gebraucht, das den wachsenden Ansprüchen gerecht wurde. „Das sind die Wurzeln für das, was wir heute tun, auch wenn sich die Pflege inzwischen deutlich weiter entwickelt hat.“, so Gabi Greis, die heutige Schulleiterin. Die Diakonissen machten sich stark für eine fachlich fundierte Pflege mit christlichem Werten. Der Mensch stand schon damals im Mittelpunkt der Versorgung. Inzwischen hat sich diese Idee zu einer etablierten Krankenpflegeschule weiterentwickelt. Am „Evangelischen“ gibt es einen strukturierten Schulbetrieb mit 75 Auszubildenden, der jährlich ca. 25 examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen ins Berufsleben entlässt.
Das Evangelische Krankenhaus besteht seit 1890, anfangs mit deutlich weniger Fachbereichen.
Das, was die Diakonissen schon visionär dachten, war gesetzlich kaum geregelt. Seit 1906 existierte zwar ein Bundesratsbeschluss in den einzelnen Bundesstaaten des Deutschen Reiches, der eine staatliche Prüfung von Krankenpflegepersonal vorsah. Dieses war jedoch noch nicht verbindlich und wurde in Fachkreisen heftig diskutiert. Ab dem 21. Oktober 1913 – deshalb auch das 100-jährige Jubiläum - fanden erste unterrichtliche Unterweisungen in sog. Lehrstuben – damals noch im Elisabethstift - statt. Eine staatliche Prüfung gab es noch nicht. Erst einige Jahre später, 1916, entschlossen sich die Diakonissen offiziell, eine Krankenpflegeschule zu eröffnen und damit staatlich anerkannte Abschlüsse einzuführen. 1938 gab das Elisabethstift die Krankenpflegeschule an das Evangelische Krankenhaus Oldenburg ab. Die damalige, politisch schwierige Lage, machte das erforderlich. Dennoch gelang es, auch in Kriegsjahren, die Ausbildung junger Schwestern fortzuführen. Hier gab es auch reichseinheitliche Regelungen. 1957 entstand das erste Krankenpflegegesetz, das als Vorläufer der heutigen Gesetze gesehen werden kann, und erstmals auch eine 3-jährige Ausbildung vorsah.
In den unterschiedlichen Epochen unterlagen die Leitungen der Schule verschiedenen Vorgaben. War es 1957 ein geeigneter Arzt gemeinsam mit einer Oberin oder leitenden Schwester, ist die Leitung heute einer Person mit abgeschlossener Hochschulausbildung vorbehalten. Am Evangelischen Krankenhaus übernimmt diese Aufgabe derzeit Gabi Greis, die ursprünglich aber den Pflegeberuf von Grund auf erlernt hat. Viele Persönlichkeiten haben die Schule in den vergangenen Jahren geprägt. Noch heute verfolgt Lotte Seyfert aufmerksam die Entwicklung „ihrer“ Schule, in der sie von 1959 bis 1972 als sog. Unterrichtsschwester maßgeblich die Geschicke gelenkt hat. Auch Herr Seitzinger, der unter ganz anderen gesetzlichen Rahmenbedingungen 1973 in die Schule kam, hat das Bild der heutigen Schule in seiner Funktion als Schulleiter geprägt. Wie bereits oben erwähnt, wird die Schule seit 1997 bis heute von Gabi Greis geleitet.
Wesentlich geändert hat sich auch der Umfang der Ausbildung. Von anfangs wenigen Stunden in der Lehrstube im Elisabethstift, über 400 Stunden Theorie seit Einführung des 1957-er Gesetzes umfasst das Spektrum mit Erlass des Gesetzes von 2004 inzwischen 2100 Stunden. Die Praxis wird ebenfalls anders vermittelt. Früher wurde in langen Schichten direkt am Krankenbett und auf den Stationen gelernt. Heute werden die Auszubildenden Schritt für Schritt an die Praxis herangeführt. Fünf freigestellte Praxisanleiter unterstützen durch strukturierte Anleitungs-Sequenzen die Ausbildung im Krankenhaus selber. In anderen Projekten leiten z.B. auch Schüler andere Schüler an. So lernen die Auszubildenden auch voneinander.
Wesentlichen Einfluss auf die Ausbildung hatte ebenso die Ausweitung der Fachabteilungen. Seit 1965 waren mindestens 4 Fachbereiche, die durchlaufen werden mussten, gesetzlich vorgeschrieben. Inzwischen deckt diese Vorgabe das Bild in der Realität längst nicht mehr ab. So sind deutlich mehr Einsatzbereiche vorgegeben und dies längst nicht mehr nur in der Akutklinik, sondern auch in ambulanten Bereichen. Das führt zwangsläufig zu einem weiteren Gesamtblick, aber dadurch zu einer Verkürzung in den praktischen Einsatzorten.
Nicht nur die Dienstkleidungs-Mode folgte den gesellschaftlichen Strömungen sondern auch pädagogische Ansätze. So gehört der klassische Arzt-Unterricht, bei dem die Schwestern-Schülerinnen aufmerksam zu folgen hatten, längst der Vergangenheit an. Pädagogisch qualifizierte Lehrkräfte sorgen für einen methodisch abwechslungsreichen Unterricht, bei dem die Auszubildenden zum kritischen Mitdenken und –arbeiten aufgefordert sind. Fächer gehören der Vergangenheit an, inzwischen wird das vernetzte Denken durch Unterricht in Lernfeldern gefördert. Längst hat sich die räumliche Situation verändert. Die Lernstube erfüllt bei Weitem nicht mehr die Ansprüche heutiger Vorstellungen. Nach diversen Wechseln der Klassenzimmer innerhalb der Klinik gibt es seit 1995 ein eigenes Schulgebäude.
Ausbildung bedeutete auch damals schon, das Elternhaus zu verlassen. In behüteten Wohnsituationen wurde den Schülerinnen Unterkunft und auch Gemeinschaft angeboten. Inzwischen haben sich die Ansprüche junger Menschen deutlich verändert, so dass das Schülerinnenwohnheim 1997 aufgelöst wurde. Weiterhin wird Wohnraum in der Umgebung des Krankenhauses angeboten, aber längst nicht mehr von allen genutzt.
Geblieben ist ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl der Ausbildungsjahrgänge, das sich z.B. in der Gestaltung von gemeinsamen Veranstaltungen oder Kursfahrten äußert, aber auch dem Mitwirken beim „Zukunftstag“ oder der Teilnahme an Berufsfachmessen.
Die Krankenpflegeschule am Evangelischen Krankenhaus gehört heute selbstverständlich zum „Evangelischen“ dazu. Die persönliche Entfaltung der Gesundheits- und Krankenpflegeschüler/innen ist dem Haus ein besonderes Anliegen: Unterstützt wird eine positive Lebenshaltung, die mithilft, Schwierigkeiten zu überwinden sowie Freude und Ausdauer im Beruf zu bewahren, und ein Klima, in dem die Lern- und Entwicklungsfähigkeit im Mittelpunkt stehen.