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Universitätsabteilung für Klinische Audiologie
Die klinische Audiologie befasst sich mit der Diagnostik und Therapie von Hörstörungen. Primäre Aufgabe der Diagnostik ist es, Art und Grad einer vorliegenden Hörstörung festzustellen. Die Therapie baut auf dieser Diagnose auf und zielt darauf ab, die unter den gegebenen Bedingungen bestmögliche Hörleistung zu erreichen, um die kommunikative Teilhabe am täglichen Leben wieder zu ermöglichen.
Die Forschungsarbeit ist darauf angelegt, innovative Ansätze zur Diagnostik und Therapie von Hörstörungen zu entwickeln. Somit schlägt die Universitätsabteilung für Klinische Audiologie eine Brücke zwischen der Grundlagenforschung und der Patientenversorgung. Die Forschungsprojekte untersuchen Fragen, die sich unmittelbar aus der Patientenversorgung ergeben. Ebenso werden die Ergebnisse aus diesen Forschungsprojekten zurück in die Patientenversorgung transferiert, damit Patienten optimal davon profitieren können.
Forschung
Die Forschung der Universitätsabteilung für Klinische Audiologie befasst sich mit dem zentralen auditorischen System bei Menschen mit Hörstörungen vor und nach der Versorgung mit Hörhilfen, insbesondere mit Hörgeräten und Cochlea-Implantaten (CI).
Ein Schwerpunkt liegt bei der Erforschung der kortikalen Plastizität, also der Eigenschaft des Gehirns, sich an neue Reizsituationen anzupassen. Im Rahmen verschiedener Projekte wird bei Schwerhörigen untersucht, wie sich das Gehirn bei einem Hörverlust und nach der Versorgung mit Hörhilfen verändert und welche Auswirkungen diese kortikalen Veränderungen auf die Hörleistung sowie die Interaktion mit dem visuellen System haben.
Eine weiteres Forschungsthema ist die große Variabilität im Sprachverstehen bei Patienten, die mit Hörhilfen versorgt sind. So werden verschiedene periphere und zentrale Faktoren untersucht, die das Sprachverstehen mit Hörhilfen beeinflussen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse tragen dazu bei, die Ergebnisse der klinischen Versorgung zu optimieren.
Unsere Forschungsarbeit widmet sich auch der Planung und Durchführung von Interventionsstudien. Durch die Entwicklung geeigneter Therapiestrategien soll die Versorgung mit Hörsystemen weiter verbessert werden.
Ein methodischer Forschungsschwerpunkt liegt in der Optimierung von Messprotokollen und Datenanalyseverfahren zur Untersuchung der Hirnaktivität in alltagsnahen und realistischen Hörsituationen wie zum Beispiel in einem belebten Café oder auf einem Bahnsteig.
In unserer Forschungsarbeit kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Neben subjektiven Messverfahren wie der Sprachaudiometrie, psychoakustischen und neuropsychologischen Testverfahren setzen wir verschiedene objektive Messverfahren ein. Dazu gehören die Elektroenzephalographie (EEG), die Hirnstammaudiometrie, die funktionelle Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS) sowie Eyetracking und Pupillometrie.
Publikationen
Die Ergebnisse von Forschungsprojekten werden in national und international anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht.
Prof. Dr. Pascale Sandmann
Dr. Sebastian Puschmann
Ausgewählte aktuelle Veröffentlichungen
Puschmann, S., Regev, M., Fakhar, K., Zatorre, R. J., & Thiel, C. M. (2024). Attention-driven modulation of auditory cortex activity during selective listening in a multispeaker setting. Journal of Neuroscience, 44(15), e1157232023.
Weglage, A., Layer, N., Meister, H., Müller, V., Lang-Roth, R., Walger, M., & Sandmann, P. (2024). Changes in visually and auditory attended audiovisual speech processing in cochlear implant users: A longitudinal ERP study. Hearing Research, 447, 109023.
Layer, N., Weglage, A., Müller, V., Meister, H., Lang-Roth, R., Walger, M., Murray, M.M., & Sandmann, P. (2022). The timecourse of multisensory speech processing in unilaterally stimulated cochlear implant users revealed by ERPs. NeuroImage: Clinical, 34, 102982. https://doi.org/10.1016/j.nicl.2022.102982
Radecke, J. O., Schierholz, I., Kral, A., Lenarz, T., Murray, M. M., & Sandmann, P. (2022). Distinct multisensory perceptual processes guide enhanced auditory recognition memory in older cochlear implant users. NeuroImage: Clinical, 33, 102942. https://doi.org/10.1016/j.nicl.2022.102942
Puschmann, S., Regev, M., Baillet, S., & Zatorre, R. J. (2021). MEG intersubject phase locking of stimulus-driven activity during naturalistic speech listening correlates with musical training. Journal of Neuroscience, 41(12), 2713-2722.
Lehre
Die Lehrtätigkeit der Abteilung Klinische Audiologie umfasst das gesamte Spektrum der Hörwahrnehmung und Hörverarbeitung von peripheren und zentralen Aspekten des Hörens bis hin zur Diagnostik und Therapie von Hörstörungen.
Darüber hinaus bietet die Abteilung Lehrveranstaltungen zur Forschungsmethodik in den Bereichen Elektrophysiologie, funktionelle Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS), Eyetracking/Pupillometrie und funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) an.
Bitte informieren Sie sich über die aktuellen Lehrveranstaltungen der Abteilung in Stud.IP (e.uol.de).
Weiter sind Abschlussarbeiten (wie z.B. Masterarbeiten) und Forschungspraktika im Bereich der klinischen Audiologie und der (neurokognitiven) Hörforschung Teil unseres Lehrangebots. Bei Interesse nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.
Kooperationen
Kooperationen mit anderen Instituten sind ein wichtiges Instrument, um die Ergebnisse zu optimieren und die angestrebten Standards zu erreichen.
Derzeit bestehen in Oldenburg enge Kooperationen nicht nur innerhalb der Universitäts-HNO-Klinik, sondern auch mit den Universitätskliniken für Neurologie und Neurochirurgie. Weitere wichtige Kooperationspartner an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sind das Department für Psychologie und das Department für Medizinische Physik und Akustik.
Darüber hinaus ist unsere Forschungsgruppe auch mit dem Forschungszentrum für Neurosensorik und den Verbundprojekten Exzellenzcluster „Hearing4All“ sowie dem Sonderforschungsbereich 1330 Hörakustik (HAPPAA) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg verbunden.
Externe Kooperationspartner sind derzeit die Medizinische Hochschule Hannover, die HNO-Universitätsklinik Köln sowie die HNO-Universitätsklinik Freiburg.
Die Projekte werden teilweise durch Drittmittel der DFG finanziert. Prof. Pascale Sandmann, Leiterin der Universitätsklinik für Klinische Audiologie, erhielt für ihre Forschungsarbeit den renommierten Preis der KIND-Hörstiftung 2021.